06.12.2019
Geeste. Eigentlich ist es ein geistlicher Austausch zwischen Kirchengemeinden in Geeste und Twist mit der in Hamai im afrikanischen Land Tansania. Aber darüber hat das Partnerschaftskomitee die Lebensgrundlagen der Bevölkerung nicht vergessen, wie sich in einem neuen Hilfspojekt zeigt.
Um den Glauben leben zu können, muss das Lebensnotwendigste vorhanden sein, meint Pastor Thorsten Jacobs, Seelsorger in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Dalum und der Nazarethkirchengemeinde Twist. Dies haben die Gespräche beim Besuch von Bischof Amon Kinyunyu, Diözese Dodoma und dem Bürgermeister von Hamai, Mohamed Mayingu, im Sommer in Geeste erneut gezeigt.
Daher hat das Partnerschaftskomitee in den vergangenen 25 Jahren neben der Unterstützung der Kirchengemeinde stets auch Vorhaben verwirklicht, die dem gesamten Dorf zugute kamen. Dies wertet Jacobs als Friedensarbeit zwischen Christen und der muslimischen Bevölkerungsmehrheit, die den Bürgermeister stellt.
Die größte Sorge der Dorfbewohner ist die Abwanderung der jungen Leute. Viele verlassen die ländliche Provinz Dodoma in Richtung der Großstädte Tansanias und Europa, weil es an Lebensperspektive fehlt. Dies berichten Jacoba und Walter Schulz vom Partnerschaftskomitee aus vielen Gesprächen. So ist ein Vorhaben entstanden, dass über den kirchlichen Bereich hinaus geht, der Bau einer Berufsschule. Als qualifizierter Partner wurden die Berufsbildenden Schulen Lingen gewonnen, die bei den Bauarbeiten und bei der Ausstattung halfen. Der Aufbau des Schulbetriebs hat im Oktober begonnen, die Eröffnung ist am 7. Januar 2020. Im Schuljahr 2021/2022 soll nach der Fertigstellung der Internatsgebäude der Unterricht für bis zu 50 Jugendliche aus einem Umkreis von 200 Kilometern in vollem Umfang laufen.
Ein Detail am Schulgebäude fand besondere Aufmerksamkeit bei den Dorfbewohnern, die Wasserversorgung. Vom Dach ablaufendes Regenwasser wird in einem 100 000 Liter fassenden, in die Erde eingelassenen Behälter aufgefangen und für die Schule mit dem Internat als Trink- und Brauchwasser genutzt.
Regenwassernutzung ist nichts Neues für die Einheimischen. Denn es gibt keine leicht erreichbaren Grundwasservorkommen. Eine Tiefbohrung im Auftrag der Regierung hat gezeigt, dass wegen des hohen Energieaufwands für die Pumpen nur unter erheblichen Kosten Wasser gefördert werden könnte. Daher wurde und wird bis heute Wasser aus schlammigen Senken geschöpft, die sich in der Regenzeit füllen.
An einigen Stellen werden Löcher gebuddelt, in denen es länger stehen bleibt. "Sie graben dem Wasser hinterher" , sagt Walter Schulz. Mit auf dem Kopf getragenen Behältern und in Kanistern auf Eselskarren gelangt das Wasser über weite Wege ins Dorf.
Die Regierung der Provinz habe die Gefahr für die Gesundheit erkannt und eine Wasserleitung ins Dorf gelegt, berichtet Schulz. Leider wird immer wieder illegal aus der Leitung abgezapft, so dass nur unregelmäßig Wasser ankommt. Dieses wird ebenfalls in eine Senke geleitet, wo es bald verschmutzt.
Aber in fest gemauerten und abgedeckten Zisternen wäre das Wasser geschützt und bliebe einigermaßen frisch. Dies wurde bei der Berufsschule verwirklicht und hat sich schon bewährt. Daher sammelt das Partnerschaftskomitee jetzt Spenden, um die Materialkosten für weitere dieser Vorratsbehälter zu finanzieren. "Natürlich hat die kirchliche Partnerschaft Vorrang", sagt Pastor Jacobs. Aber "ohne Wasser geht gar nichts". Daher unterstützen die Kirchengemeinden das Vorhaben.
Quelle: noz